Die Historie von unserem Namensgeber

Ferdinand von Schill

(Quelle: Wikipedia)

Ferdinand von Schill

Porträt von Ludwig Buchhorn (1808/09)

 

Ferdinand Baptista von Schill (* 6. Januar 1776 in Wilmsdorf bei Dresden; † 31. Mai 1809 in Stralsund) war ein preußischer Offizier, der als Freikorpsführer in den Kriegen von 1806/07 und 1809 bekannt wurde.

 

 

Leben

 

Schill entstammte einer Soldatenfamilie. Sein Vater Johann Georg von Schill (1736–1822) war Kavallerieoffizier in der österreichischen, später in der sächsischen, zuletzt in der preußischen Armee. Von seinem Vater wurde Schill im Jahr 1790 dem Grafen Kalckreuth vorgestellt, dem Kommandeur des renommierten Dragonerregiments Anspach-Bayreuth mit dem Ehrennamen Die Hohenfriedberger, welcher Schill als Fähnrich aufnahm. In Pasewalk diente Schill, seit 1793 als Sekondeleutnant, im genannten Dragonerregiment, das seit März 1806 den Namen Königin-Dragoner trug. Sein Wohnhaus befand sich in der Grünstraße 17.

 

 

Freikorps Schill in Pommern 1806/07

 

1806 zog Schill in den Krieg, wurde in der Schlacht bei Auerstedt durch einen Säbelhieb auf den Kopf schwer verwundet und rettete sich über Magdeburg und Stettin bis nach Kolberg, wo er sich beim Kommandanten Oberst Lucadou gesund meldete. Dieser gestattete Schill, mit wenigen Leuten Streifzüge in die Umgebung zu unternehmen. Er sollte Verteidigungsmittel, Rekruten und Geld in die Festung bringen sowie Aufklärung betreiben. Aber Schill begann einen Kleinkrieg gegen französische Besatzungstruppen in Pommern. Für den gelungenen Überfall auf Gülzow am 7. Dezember 1806 wurde er vom König Friedrich Wilhelm III. noch im selben Monat zum Premierleutnant befördert und mit dem Orden Pour le Mérite dekoriert. Aufforderungen seines Regimentskommandeurs, zum Regiment nach Ostpreußen zurückzukehren, ignorierte er. Schill wurde schnell berühmt und seine Truppe wuchs rasch an.Der König gestattete ihm per Kabinettsorder vom 12. Januar 1807, mit eigenen Mitteln ein Freikorps aus versprengten oder ranzionierten Soldaten der preußischen Armee aufzustellen. Von der Bevölkerung nach Kräften unterstützt, verliefen die kleineren Unternehmungen des Korps meist glücklich, die größeren aber unglücklich. Der am 15. Februar 1807 versuchte Überfall auf Stargard wurde mit Verlusten zurückgeschlagen, das befestigte Naugarder Amt von Schill, der zum Rittmeister befördert worden war, tapfer, aber erfolglos verteidigt. Schon bei diesen Aktionen zeigte sich eine verhängnisvolle Selbstüberschätzung Schills. Er musste verwundet nach Kolberg zurück, wo sich der Gegensatz zum Kommandanten Lucadou infolge seines vom König nicht klar festgelegten Unterstellungsverhältnisses verschärfte.Mitte März ging Schill nach Stralsund, um ein gemeinsames Vorgehen mit den Schweden zu verabreden, Mitte April in derselben Mission nach Stockholm. Am 12. Mai schiffte er sich mit seiner Kavallerie von Kolberg nach Vorpommern zu Blücher ein, während die Infanterie zur Verteidigung der Maikuhle zurückblieb. Nachdem die Schlacht bei Friedland am 14. Juni 1807 Preußen zum Frieden von Tilsit gezwungen hatte, mussten sich Schill und seine Truppe – ohne an Kämpfen teilgenommen zu haben – mit Blücher in den Demarkationsbezirk zwischen Kammin und Köslin zurückziehen; das Korps wurde in den Ausbildungsdienst versetzt.Für seine Verdienste am 30. Juni 1807 vom preußischen König zum Major befördert, wurde Schill im September zum Inhaber des aus seiner Reiterei gebildeten 2. Brandenburgischen Husarenregiments („von Schill“) ernannt. Seine Fußtruppe gliedert der König als Leichtes Bataillon von Schill in das neue Leib-Infanterie-Regiment ein. Am 10. Dezember 1808 ritt Schill nach dem Abzug der französischen Besatzer im Triumph mit seinem Husarenregiment an der Spitze der zurückkehrenden Truppen in Berlin ein.

 

Gedenktafel am Schloßplatz

in der Lutherstadt Wittenberg

 

Erhebung 1809

 

Der jubelnde Beifall der Bevölkerung, der wieder erwachte Patriotismus und wohl auch eine gewisse Portion Selbstüberschätzung hoben den Husarenoffizier Schill über sich selbst hinaus und verleiteten ihn zu unüberlegten, mit der Armeeführung nicht abgestimmten Handlungen. In den für 1809 vorgesehenen Aufständen gegen die Herrschaft Napoléon Bonapartes in Deutschland war ihm eine wichtige Rolle zugedacht, aber Schill wollte nicht abwarten. Vergeblich versuchte auch General Ernst von Rüchel, mit dessen Tochter Elise sich Schill verlobt hatte und auf dessen hinterpommerschen Gut Haseleu er gelegentlich zu Gast war, mäßigend einzuwirken. Nach Ausbruch des Fünften Koalitionskriegs verließ Schill am 28. April – wie zum Manöver – mit seinem Regiment Berlin. Eine Meile außerhalb der Stadt hielt er seinen Soldaten eine Ansprache, die den Eindruck verstärkte, er handele in höherem Auftrag. Den Befehl der Kommandantur zur sofortigen Rückkehr beachtete er nicht.Er wandte sich zunächst nach Dessau, das er am 2. Mai besetzte. Dort ließ er seinen Aufruf „An die Deutschen“ drucken. Gedenktafel am Schloßplatz, in der Lutherstadt WittenbergDie Anfang Mai eintreffende Nachricht von der Niederschlagung der Erhebung in Österreich versetzte seinem Tatendrang einen deutlichen Dämpfer, aber er ließ sich von seinen Offizieren mitreißen und lieferte sich am 5. Mai bei Dodendorf unweit von Magdeburg mit der Schlacht bei Dodendorf ein auch für die französische Seite verlustreiches Gefecht mit einer Abteilung der Magdeburger Garnison. Am selben Tag hatte Jérôme Bonaparte, der Bruder Napoleons und König von Westphalen, einen Preis von 10.000 Francs auf seinen Kopf ausgesetzt. Der König von Preußen sprach sich scharf gegen seine eigenmächtige Tat aus.Sein Regiment, das durch Anwerbung von Nachwuchs noch anwuchs, ging an die untere Elbe und von dort, durch Holländer unter Carl Heinrich Wilhelm Anthing und Dänen verfolgt, in Richtung Stralsund, dessen aus Polen und Mecklenburgern bestehende Besatzung ihm entgegenkam, aber schon bei Damgarten geschlagen wurde.

 

 

Das Ende in Stralsund

  

Am 25. Mai 1809 traf aus Damgarten das schillsche Korps gegen zehn Uhr in Stralsund ein. Er zog durch das Tribseer Tor in die Stadt ein, die er noch aus dem Jahr 1807 kannte. Nachdem er in Damgarten erfolgreich gekämpft hatte, hoffte er in der Festungsstadt Stralsund auf ein Fanal für die Befreiung von der französischen Fremdherrschaft. Seinem Mitkämpfer Leutnant Leopold von Lützow rief er zu: „Wir brauchen Stralsund als Stützpunkt für den Kleinkrieg, auch wenn wir ehrenvoll fallen sollten.“Schills Einzug in Stralsund begleitete ein Sieg gegen in der Mönchstraße kämpfende französische Artilleristen. Mit Hilfe des in schwedischen Diensten stehenden Offiziers Friedrich Gustav von Petersson gelang es Schills Truppen, die französische Besetzung der Stadt zu vertreiben. Er trieb nun die Wiederanlage der geschleiften Verteidigungsanlagen voran und zog dazu bis zu 1000 Bauern der Umgebung heran. Sein Eintreffen begeisterte die Stralsunder allerdings nicht wie erhofft, da sie weniger patriotisch gesinnt waren als Schill und eher über die erneute Einbeziehung ihrer Stadt in Kampfhandlungen stöhnten, die immer Belastungen der Bürger mit sich brachten. Zweifel kamen auch in Schills Truppen auf angesichts der aussichtslos erscheinenden Lage in Stralsund. Truppen der Generäle Gratien und Ewald zogen heran, die mit 6000 Mann (Dänen und Niederländer) eine Übermacht darstellten. Einige der Offiziere Schills zogen aus Stralsund ab, darunter auch Leo von Lützow.Am 30. Mai 1809 veröffentlichte Schill ein „Publicandum“ mit folgendem Inhalt:

 

„Durch die mit den Waffen in der Hand erfolgte Besitznahme hiesiger Stadt und Festung, trete ich, vermöge des Waffenglücks, in die Rechte des Eroberers. Meine Absicht ist, bei meinen Unternehmungen ein widerrechtlich unterjochtes und der Krone gewaltsam entrissenes Land zurückzugeben, da ihr folgendes gebührt. So lange aber, bis dieses Land von mir in die Hände des rechtmäßigen Besitzers zurückgegeben ist, und so lange der Besitz desselben mit der Ausführung meiner ferneren Pläne vereinigt ist, muß ich mir dessen Besitz sichern. Wenn nun aber zur Verpflegung, Bekleidung und sonstigen Unterhaltung meiner Truppen die Annahme aller und jeder Staatskassen, als Domainen-Revenuen, Zoll- und Accise-Steuer-Gelder und dergleichen mehrere, erfordert wird, so werden von dem Tage der erfolgten Besitznahme an, sämtliche Kassen des Landes für mich verwaltet, und nur mir sind die Rendanten responsable. Die Uebertretung dieses Gebots, so wie der geringste dabei vorkommende Unterschleif wird mit Festungsstrafe geahndet. Eine von mir niedergesetzte Commission wird morgen nachmittag die Kassenbücher nachsehen und die Bestände annehmen.
Stralsund, den 30. Mai 1809.
Schill, commandierender Officier der hiesigen Provinz.“

Am 31. Mai 1809 griffen die Franzosen, wie von Schill erwartet, die Stadt am Tribseer Tor an, durch das Schill selbst sechs Tage zuvor eingerückt war. Der erste Angriff konnte abgewehrt werden. Jedoch rückten die angreifenden Truppen am Tribseer Tor nur zur Ablenkung an. Ihre Hauptmacht konzentrierte sich auf das Kniepertor, wo sie schnell in die Stadt vordringen konnte. Gegen die Übermacht wehrten sich die schillschen Truppen verzweifelt. Nur einem kleinen Teil gelang die Flucht durch das Frankentor; die meisten fielen im Kampf. Einige Offiziere gerieten in Gefangenschaft und wurden zunächst im Keller des Hauses Fährstraße/Alter Markt gefangen gehalten, woran eine Gedenktafel über dem Kellereingang noch heute erinnert. Schill selbst wurde nach einem Fluchtversuch, der ihn in der Annahme, die Stadt dort verlassen zu können, ins Johanniskloster geführt hatte, beim Ritt durch die Fährstraße vor dem Haus Nummer 21 von einer Kugel tödlich getroffen. Sein Leichnam mit einer Verletzung im Gesicht und mit von einem Bajonett durchbohrten Unterleib wurde in das Haus des städtischen Chirurgen am Alten Markt gebracht. Am 1. Juni 1809 fand in der Stadt eine Siegesparade statt. Anschließend wurde in Gegenwart Gratiens der Kopf Schills abgetrennt und als Trophäe an König Jerome geschickt. Schills Körper wurde am 2. Juni 1809 auf dem Stralsunder St.-Jürgen-Friedhof an unbekannter Stelle verscharrt. Schills Kampfgefährte von Petersson geriet in Gefangenschaft und wurde am 4. Juni 1809 vor dem Kniepertor erschossen. Daran erinnert heute eine Gedenktafel.Gedenkstein an der Stelle, an der Schill fielEtwa 200 Reiter und einige Jäger schlugen sich durch und erzwangen die Bewilligung freien Abzugs nach Preußen, wo die Soldaten in ihre Heimat entlassen wurden. Die Offiziere des Korps wurden, teilweise in Abwesenheit, vor ein Kriegsgericht gestellt. Einige wurden freigesprochen, andere mit Festungshaft bestraft, und sechs Offiziere, die Schill erst nachträglich gefolgt waren, wegen Desertion zu unehrenhafter Entlassung aus dem Militärdienst (Kassation) verurteilt.Eine andere Abteilung entkam von Rügen aus zu Wasser nach Swinemünde, der Rest des Korps aber blieb im Gefecht. In Gefangenschaft gingen 557 Unteroffiziere und Mannschaften. Nach Loswurf wurden vierzehn der Gefangenen in Braunschweig an der Stelle des heutigen Schill-Denkmals erschossen. Der Rest kam in französische Bagnes.[1]Elf gefangene Offiziere wurden nach Wesel verbracht und am 16. September 1809 standrechtlich erschossen. 1835 wurde ihnen hier von der preußischen Armee ein Denkmal errichtet. Der Desertionsprozess gegen den gefallenen Schill wurde vom König niedergeschlagen, da er ja schon tot war. Schills Vermögen dagegen wurde, wie bei Desertionen üblich, für den Staat beschlagnahmt.Der Ausspruch „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ geht auf von Schill und auf diese Zeit zurück und bringt seine Entschlossenheit zum Ausdruck, in einer Situation ein schnelles Ende herbeizuführen, auch wenn man dabei größere Nachteile in Kauf nehmen muss.


Schilldenkmal in Stralsund


Husarenritt in den Tod

 

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Der vergebliche Krieg des preußischen Majors Ferdinand von Schill und seiner Freischärler gegen Napoleon

 

 

Im Frühling und Sommer des Jahres 1809 gibt es für die Berliner nur ein Thema, und das heißt: Schill. Ferdinand von Schill ist mit seinem Regiment in das Königreich Westphalen eingedrungen, jenen Staat, den Napoleon zwei Jahre zuvor in Mittel- und Norddeutschland geschaffen hat und den sein Bruder Jérôme regiert. Eigenmächtig, ohne den Befehl seines Königs, Preußens Friedrich Wilhelm III., ist Schill losgezogen und hat begonnen, gegen Napoleon Krieg zu führen – angesichts der strikten Disziplin, die im preußischen Heer herrscht, für die Zeitgenossen ein schier ungeheuerlicher Vorgang! Was nur hat ihn zu seiner spektakulären Aktion bewogen?

 

Dass er ein begeisterter Soldat ist, steht außer Frage. Dennoch hat der Erfolg in seinem Leben lange auf sich warten lassen. Geboren am 6. Januar 1776 in Wilmsdorf bei Dresden als Sohn eines Offiziers, trat er mit 14 Jahren in das Dragonerregiment Ansbach-Bayreuth ein. 1793 wurde Schill zum Leutnant (Seconde-Lieutenant) befördert. Diesen Rang behielt er 13 Jahre lang: Noch 1806 nannte man ihn spöttisch den ältesten Leutnant der Armee.

 

 

 

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Doch dann wendet sich das Blatt. Während der Schlacht bei Auerstedt 1806, da Preußen im Kampf gegen Napoleons Heer untergeht, wird Schill verwundet – er erhält einen Säbelhieb über den Kopf. Er schlägt sich nach Kolberg an der Ostseeküste durch, wo er Ende Oktober 1806 eintrifft. Hier, in der Festung, die nicht vor den Franzosen kapitulieren will, beginnt für ihn ein kometenhafter Aufstieg. Am 26. Dezember 1806 wird er zum Premierleutnant befördert, am 13. Februar 1807 zum Rittmeister, am 30. Juni zum Major.

 

Der Lorbeer ist allerdings nicht auf dem Schlachtfeld errungen. Bereits im Dezember 1806 hat Schill rund um Kolberg damit begonnen, Freiwillige zu sammeln – versprengte Soldaten, kampfesmutige Bauern und Bürger. Am 12. Januar 1807 erhält er den offiziellen Auftrag, eine Freischar zu bilden. Drei Wochen später umfasst seine Truppe 1300 Mann. Sie operiert im Hinterland der französischen Armee. Schills Kämpfer fangen Nachschubkolonnen und Kuriere ab, greifen kleinere Truppenteile an oder locken sie in Hinterhalte. Die Spanier machen es wenig später im Kampf gegen Napoleon genauso. Auch sie nennen es den »Kleinen Krieg« – guerrilla.

 

Die Kunde von Schills Taten verbreitet sich in Windeseile. In Wachstuben, Kneipen und Salons werden ihm bald wundersame Taten zugeschrieben. So erzählt man sich, er sei mit sechs Franzosen zugleich aneinandergeraten und habe sie alle niedergehauen. Auch habe er vier ungewöhnlich schöne Pferde Napoleons erbeutet und dem Kaiser geschrieben, wenn er sie wiederhaben wolle, dann müsse er seinerseits die bronzene Quadriga mit den vier Rössern herausrücken, die er nach seinem Einmarsch in Berlin vom Brandenburger Tor gestohlen habe.

 

 

 

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Am 21. Mai 1808 überreicht Friedrich Wilhelms Gemahlin, die beliebte Königin Luise, Schill eine Brieftasche aus rotem Saffian mit der Widmung »Dem braven Herrn von Schill«. Sein Freikorps wird in die reguläre Armee übernommen, die Kavallerie zum »2. Brandenburgischen Husaren-Regiment von Schill« erhoben, die Infanterie als »Leichtes Bataillon von Schill« in das Leib-Infanterie-Regiment eingereiht. Am 10. Dezember 1808 dürfen preußische Truppen nach Berlin zurückkehren, das bis dahin von den Franzosen besetzt gewesen ist: An der Spitze marschieren Schills Husaren. Eine dicht gedrängte Menschenmenge säumt die Straßen, und dieselben Berliner, die zwei Jahre zuvor noch Napoleon zugejubelt haben, rufen jetzt: »Es lebe Schill!«

 

Mittlerweile gibt es einen regelrechten Kult um ihn. Sein Porträt prangt auf Tassen, Schüsseln, Dosen und Pfeifenköpfen. Die Schulbuben tragen das Haar à la Schill und setzen sich papierene Husarenmützen auf. Als liebenswürdig und mitfühlend beschreiben ihn glaubwürdige Zeitgenossen, »seelenvoll« sei sein Blick gewesen. Vor allem, und das ist wichtig so kurz nach der Französischen Revolution: Standesdünkel sei Schill stets fremd gewesen.

 

Die Zeiten sind hart. Bis zum Dezember 1808 war das Königreich mit Ausnahme der Provinz Ostpreußen besetzt. Die Kosten für die Versorgung der 150.000 Mann starken französischen Besatzungsarmee hatte das Land selbst zu tragen. Obendrein musste Preußen sich verpflichten, 120 Millionen Franc Kriegskontribution zu zahlen. Napoleon rühmte sich später, er habe aus dem Land eine Milliarde Franc herausgepresst. Ohne Frage stand Preußen am Rand des Ruins. Tausende von Beamten und Offizieren wurden entlassen. Die Führung von Staat und Armee lag de facto in der Hand der Reformer um den Freiherrn vom Stein und General Gerhard von Scharnhorst. Sie modernisierten unter schwierigsten Bedingungen Staatsapparat, Wirtschaft und Militär und bereiteten insgeheim den Befreiungskrieg vor.

 

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Doch der lässt auf sich warten. Der König, ein Mann ohne sonderliches Format, zögert. Die Militärreformer planen, den Kampf der regulären Armee mit einem Volkskrieg wie in Spanien zu kombinieren. Da kommt ihnen Schill gerade recht, zumal er in seinem Freikorps Grundbestandteile der Scharnhorstschen Heeresreform vorwegnimmt: Die Prügelstrafe ist abgeschafft, Bürgerliche dürfen Offizier werden; auch setzt er ganz auf eine flexible Taktik. Seine Erfahrungen im Kleinen Krieg und seine Popularität prädestinieren Schill dafür, im angestrebten Volkskrieg eine führende Rolle zu spielen. Zur Vorbereitung werden geheime Provinzialdirektionen gebildet. Leiten sollen sie: Major August von Chasôt in Brandenburg, Oberst Friedrich Wilhelm von Götzen in Schlesien, Schill in Pommern.

 

»Der König schwankt, Schill, ziehen Sie mit Gott!«

 

Im Frühjahr 1809 scheint es so weit zu sein. Am 9.April erklärt Österreich Frankreich den Krieg. In Tirol greifen die Bauern zu den Waffen, im Königreich Westphalen bereitet Oberst Wilhelm von Dörnberg einen Aufstand vor. Schill wartet in fiebriger Ungeduld auf das Signal. Gleichzeitig gerät er in Zugzwang. In einem Brief vom 18. April berichtet Außenminister August Graf von der Goltz, die westphälische Regierung habe sich beschwert, Schill unterhalte hochverräterische Beziehungen nach Westphalen. Eine Woche später muss Scharnhorst an den König ein denunziatorisches Schreiben des Oberleutnants Karl Friedrich Georg von Hünerbein weiterleiten, in dem Chasôt belastet wird. Friedrich Wilhelm, obwohl schwer von Entschluss, reagiert sofort und zitiert Chasôt und Schill nach Königsberg.

 

Doch ein Mitarbeiter Scharnhorsts, Friedrich von Ribbentrop, warnt Schill. Er solle nicht nach Ostpreußen reisen. Ihm drohe dort die Verhaftung. Schill weiß, dass er jetzt handeln muss. Zusammen mit seinen engsten Vertrauten, Leutnant Georg Friedrich Bärsch und Major Adolf von Lützow, ist er sich einig: Losschlagen!

 

Am 28. April verlässt Schill mit seinem Regiment Berlin. Sein Plan ist es, im Königreich Westphalen einen Volksaufstand gegen Napoleon zu entfesseln. »Der Augenblick ist gekommen«, ruft er seinen Soldaten zu, »die Schmach des Vaterlands an dem gehassten Feinde zu rächen. Darum soll das Regiment zur Befreiung vom schweren Joch ausziehen.« Schill sagt nicht, dass er einem Befehl des Königs folge. Doch er zeigt die Brieftasche, die er aus der Hand der Königin empfangen hat, und hält sie hoch: »Dieses Gnadenbeweises will ich mich würdig erweisen!« So mancher Soldat wird vermutet haben, in der Brieftasche stecke ein Geheimbefehl des Königs. Aber die Tasche ist leer.

  

Hat Schill wirklich ganz ohne Ordre gehandelt? Der Historiker und Leiter des Preußenmuseums in Wesel, Veit Veltzke, vermutet in einem kürzlich erschienenen Aufsatz, es sei Scharnhorst selbst gewesen, der Schill wenn nicht ermächtigt, so doch ermutigt habe. Es gibt einen undatierten Brief des Generals an den Guerillaführer, der von Anfang Februar 1809 stammen dürfte. »Sie sind«, heißt es da, »auf einem guten Posten, und die Zeit ist nahe, wo wir auf kräftige Handlungen rechnen müssen. Haben Sie ein gutes Auge auf die Dinge in Österreich; der Krieg wird dort ganz wahrscheinlich in diesem Jahre noch ausbrechen, vielleicht schon im Frühjahr. Wir müssen alsdann überall fertig sein, um den Kleinen Krieg zu unternehmen, und auf Sie rechne ich dabei am meisten. Es wäre gut, wenn Sie sich alsdann Magdeburgs [das Preußen an das Königreich Westphalen abtreten musste] zu bemächtigen suchten und Mitteldeutschland insurgierten. An Teilnahme wird es Ihnen unter der dortigen Bevölkerung nicht fehlen.« Der Schlusssatz lautet: »Doch warten Sie das Zeichen ab und übereilen Sie nichts.« Scharnhorst schreibt nichts von einem Befehl, auf den Schill warten solle, sondern von einem »Zeichen«. Am 27. April 1809 erhielt Schill dann das Warnschreiben Ribbentrops, und darin stand (so wird später berichtet): »Der König schwankt, Schill, ziehen Sie mit Gott.« Das, vermutet Veltzke, sei das angekündigte »Zeichen« Scharnhorsts gewesen.

 

Am 30. April 1809 überschreitet das Regiment bei Brück die Grenze zum Rheinbundstaat Sachsen.Es setzt nahe Wittenberg über die Elbe und rückt dann durch die anhaltinischen Fürstentümer vor. Nirgends stößt es auf Widerstand. In Dessau lässt Schill einen Aufruf an die Deutschen drucken: »Der Augenblick ist erschienen, wo Ihr die Fesseln abwerfen und eine Verfassung wiedererhalten könnt, unter welcher Ihr seit Jahrhunderten glücklich lebtet…« Ein Revolutionär ist Schill wohl kaum.

 

Doch der erhoffte Befreiungskrieg bleibt aus. Nur wenige Freiwillige schließen sich dem Zug an. Am 4. Mai ruft Schill seine Offiziere in Bernburg zusammen. Der sichtlich deprimierte Major muss gleich drei Hiobsbotschaften verkünden: Dörnbergs Unternehmen in Westphalen ist gescheitert, Napoleon hat bei Eggmühl die österreichische Armee geschlagen und vor allem: Friedrich Wilhelm verlangt die sofortige Rückkehr des Regiments und Schills Gestellung unter ein Kriegsgericht.

 

Schill ist bereit aufzugeben und bietet an, das Regiment nach Preußen zurückzuführen. Er selbst wolle sich den Österreichern anschließen oder nach England gehen. Doch Lützow und die anderen widersprechen energisch. Zurück nach Preußen? Niemals! Etliche Ideen werden geprüft und verworfen. Schließlich schlägt Schill vor, sich der Festung Stralsund an der Ostsee zu bemächtigen und sie zu einem »zweiten Saragossa« zu machen. Die spanische Stadt hat monatelang der Belagerung durch die Franzosen getrotzt – dabei sind 53.000 spanische Soldaten und Zivilisten umgekommen.

 

Da trifft die Meldung ein, ein Teil der Garnison von Magdeburg sei im Anmarsch. Schill bricht die Beratung ab und drängt hinaus. Die Würfel sind gefallen: Jetzt hat er endgültig mit dem König und seiner Armee gebrochen. Noch am selben Tag dringt die Truppe in das Königreich Westphalen ein. Hier haben am Morgen des 5. Mai bei Dodendorf südlich von Magdeburg zwei französische und vier westphälische Infanteriekompanien Stellung bezogen, es sind etwa 1100 Mann. Einer von Schills Offizieren reitet an die Westphalen heran und ruft ihnen zu: Sie seien als Freunde gekommen, um ihre deutschen Brüder vom französischen Joch zu befreien. Schills Emissär hat kaum geendet, da fällt ein Schuss, und er bricht tödlich getroffen zusammen.

 

Voller Grimm greift die Freischar nun an. Doch ohne Erfolg, die Deutschen bleiben treu an der Seite der Franzosen, Schill zieht sich zurück. Zwölf seiner Offiziere und 70 seiner Soldaten sind tot, verwundet oder in Gefangenschaft geraten. Auch Lützow ist schwer verletzt und muss auf preußisches Gebiet zurückgebracht werden. Die Gegner haben 460 Mann verloren.

 

Die Attacke ist keine gute Idee gewesen. Gleichwohl bleibt der moralische Erfolg. Noch am 5. Mai setzt König Jérôme auf Schill ein Kopfgeld von 10.000 Franc aus. In den folgenden Tagen sendet Schill Reitertrupps aus, die in etlichen Orten Westphalens die staatlichen Kassen beschlagnahmen.

 

»Wie Straßenräuber« sollen seine Offiziere sterben

 

Die Truppe marschiert nach Arneburg an der Elbe. Hier schließen sich ihr einige Hundert Freiwillige an. Am 12. Mai treffen 152 Soldaten des »Leichten Bataillons von Schill« ein, die sich von Berlin aus durchgeschlagen haben. Schill kümmert sich rastlos um alles, ob es um die Ausbildung der Freiwilligen geht oder um frische Pferde. Im Grunde sucht er seine Zweifel und seine Unentschlossenheit durch hektische Betriebsamkeit zu überspielen. Er spürt, dass ihn der Feldzug überfordert. »Als Soldat«, sollte Lützow später über ihn schreiben, »war er kühn, jedoch wo er als Feldherr, das heißt als Befehlender auftrat, da trugen seine Unternehmungen, seine Pläne, nicht den Stempel der Kühnheit.«

 

Weiter zieht die Freischar. Am 15. Mai nimmt Leutnant August von Quistorp im Handstreich die kleine mecklenburgische Elbe-Festung Dömitz. Dann geht es nordostwärts über Hagenow, Gadebusch, Wismar und Rostock nach Damgarten, wo sechs Kompanien Infanterie den Weg versperren. Die Mecklenburger leisten kaum Widerstand, es gibt nur ein kurzes Scharmützel.

 

Am 25. Mai erreicht die Freischar Stralsund. Hier sind 50 französische Artilleristen stationiert, die sich heftig wehren, fast alle werden getötet. Schill hat die Ostseestadt, die vor der französischen Besetzung zu Schweden gehörte, 1807 noch als eine mächtige Festung kennengelernt. Mittlerweile sind die Schanzen zerstört, die Wälle abgetragen. Friedrich Gustav von Petersson, ein verabschiedeter schwedischer Artillerieoffizier, bietet Schill an, die Anlagen wieder aufzubauen. Er könne, so verspricht er Schill, Stralsund binnen weniger Tage in eine starke Veste verwandeln. Einige Offiziere bleiben skeptisch. Sie schlagen vor, lieber mit den Schiffen, die im Hafen bereitliegen, nach England zu fahren. Die Freiwilligen lehnen ab: Flucht komme nicht infrage.

 

Schill verfügt über etwa 1300 Mann – neben den Husaren und Infanteristen aus Berlin sind das Freiwillige und zwangsverpflichtete rügensche Landwehrmänner; auch 60 schwedische Artilleristen gehören dazu, die er zur Bedienung der Geschütze in Sold genommen hat. Unterdessen wurden von Napoleon 5000 Soldaten, je zur Hälfte Holländer und Dänen, nach Stralsund in Marsch gesetzt; das Kommando hat General Pierre Guillaume Gratien.

 

Am 31. Mai greifen sie an. Gratien richtet den Hauptstoß gegen den schwächsten Punkt der Festung, das Knieper Tor. Um halb zwei mittags sind die Angreifer in der Stadt. Schill entgleitet die Führung. Planlos sprengt er durch die Gassen und gibt Befehl, Stralsund in Brand zu stecken. Schließlich trifft ihn ein Schuss, leblos stürzt er vom Pferd. In Gegenwart Gratiens wird dem Toten der Kopf abgetrennt und König Jérôme übersandt. 30 Jahre bleibt das Haupt, eingelegt in Spiritus, in einem Leidener Museum, dann wird es in Braunschweig beigesetzt.

 

300 bis 400 der Schillschen sind gefallen, 569 geraten in Gefangenschaft. Etwa 400 haben sich unter der Führung des Leutnants Hans von Brünnow aus der Stadt gerettet. Die Sieger üben grausame Rache. Unter denjenigen Gefangenen, die aus dem Königreich Westphalen stammen, werden 14 Männer ausgelost und als Deserteure in Braunschweig erschossen. Elf Offiziere des Schillschen Regiments – fünf Bürgerliche und sechs Adelige – bringt man nach Wesel am Niederrhein; Napoleon hat verfügt, sie »comme brigants«, »wie Straßenräuber«, zu behandeln. So sterben sie denn, in einem kurzen Militärprozess zum Tode verurteilt, am 16. September 1809 vor der Stadt im Kugelhagel des Exekutionskommandos. Der Jüngste, Karl von Keffenbrink, ist noch keine 18 Jahre alt. Die übrigen Gefangenen werden als Galeerensklaven nach Frankreich verschleppt und kommen erst 1814 wieder frei.

 

Für Friedrich Wilhelm III. und seine beiden Nachfolger, Friedrich Wilhelm IV. und dessen Bruder, den späteren Deutschen Kaiser Wilhelm I., blieb Schill wegen seiner »Insubordination« eine Unperson. Doch in den trüben Zeiten des Vormärz verehrten ihn viele Menschen als einen Mann, der gegen den Willen der Herrschenden ganz aus eigenem Antrieb heraus gehandelt hatte. Der demokratisch gesinnte Historiker Wilhelm Zimmermann feierte den Freischarführer, der selbst keinerlei republikanische Ideen verfocht, 1837 als einen »hellen Stern in Deutschlands Nacht«, den »Deutschland nie vergessen« werde. Ein Jahrhundert später beriefen sich dann auch Kräfte auf den preußischen Major, die nicht Deutschlands Freiheit, sondern die Weltherrschaft im Sinn hatten. Sie haben mit ihrer verlogenen Glorifizierung Schills und der Schillschen Offiziere die ehrliche Erinnerung an diese Episode unserer Geschichte auf lange Zeit verdunkelt.

 

Der Begleitband, hrsg. v. Veit Veltzke, ist im Böhlau Verlag, Köln, erschienen (440 S., 29,90 €)

 


Warum gibt es eigentlich Metzger bei der Kirmes….

Oder was ist eigentlich ein Sappeur?

Von HEINZ-WILLI MERTEL

Die Geschichte der Sappeure reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als sie sich aus dem Regiment als eigenständige Truppenart herausbildeten. Ursprünglich zählten die Sappeure zu den Belagerungspionieren, aber im Zuge der Spezialisierung, stellte man diese Fachleute in eigenen Einheiten zusammen.

 

Das Wort Sappeur kommt von Sappen bauen (das sind Lauf- und Annäherungsgräben vor feindlichen Stellungen und Festungen) Als Sappeure prädestinierte sie ihr handwerkliches Können wie Ausrüstung, auch für das Fällen von Bäumen, die Beseitigung von Hindernissen, Beschaffung von Schanzpfählen und beim Biwak- und Lager bau. Leider hatten die Sappeure noch eine zusätzliche Aufgabe. Sie mussten nach einer Schlacht, den gefallenen Pferden und Kammeraden den Gnadenstoß erteilen und die Anzahl der gefallenen aufnehmen.

 

Aus den Regimentszimmerleuten (Sappeuren), der Infanterie und Kavallerie, wurden im 19. Jahrhundert die Pioniertruppen entwickelt.

 

Unter den kräftigsten und handwerklich geschicktesten Soldaten (bei den Grenadieren mindestens 1,80 m und bei den Jägereinheiten 1,72 m) eines Regiments der Infanterie, wählte man zwei bis vier Soldaten als Zimmerleute aus. Voraussetzung hierbei war, dass die ausgewählten auch die entsprechenden Sachkenntnisse mitbrachten. Auf dem Marsch gingen die Sappeure an der Regimentsspitze, um z.B. querliegende Bäume und andere Hindernisse beseitigen zu können.

 

Sie erhielten dafür neben ihrer normalen Bewaffnung eine langstielige Zimmermanns- Axt, die auch zum Nahkampf eingesetzt werden konnte und auf dem Marsch in einem Lederfutteral über der linken Schulter getragen wurde. Oft wurde ein lederner Arbeitsschurz mit Hüftkoppel getragen. Da die Sappeure den Grenadierkompanien zugeordnet waren, trugen sie auch deren spezielle Grenadier-Mützen. Sie behielten diese Pelzmützen als besondere Auszeichnungen meist auch noch, als diese bei den Grenadieren in der Regel durch den Tschako ersetzt

wurden.

 

Insbesondere im Frankreich des Ersten und Zweiten Kaiserreichs waren Vollbärte für Sappeure vorgeschrieben, während der Rest der Armee (außer der Garde) keine Bärte oder Oberlippenbärte zu tragen hatte. Oft wurden zusätzlich Fachabzeichen getragen, u.a. zwei gekreuzte Äxte auf den Oberarmen.

Zur Marschordnung und Aufstellung bliebe noch folgendes zu sagen:

 

An der Spitze des Regiments marschierte im 18. Jahrhundert, die Sappeure, die auf dem Kopf den dicken Kolpak trugen und vor dem Leib die Schürze aus weißem Leder. Mit der Zimmermannsaxt auf der Schulter eröffneten sie den Zug der „Kolonnenspitze", d.h. des Tambour-Majors mit seinen Spielleuten und hinter Ihnen die Musiker. Diese Kohorte nahm die ganze Aufmerksamkeit der Obersten in Anspruch, die all Ihre Phantasie aufboten, um aus der lärmenden Truppe eine Attraktion zu machen. (Somit wäre auch erklärt, weshalb die Sappeure auf den Schützen-und Heimatfesten noch vor dem Tambour-Major an der Spitze marschieren.) Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in fast allen

Regimentern bzw. Ländern Zimmerleute oder Sappeure. Die Zimmerleute waren wie die Grenadiere eine Art Stoßtrupp, deren Aufgabe es unter anderem war, Palisaden und andere Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wie sie auch solche aufbauen mussten. Daher waren die Zimmerleute mit einer Axt und oft zusätzlich mit einem Säbel mit gezacktem Rücken ausgerüstet. Sie trugen ein Schoßleder und

Stulpenhandschuhe. Die Zimmerleute, die aus den größten und kräftigsten der Mannschaft ausgesucht wurden, waren im Übrigen wie Grenadiere uniformiert.

 

Nachfolgend stellt sich die Frage: Wie kommt es, dass diese Uniform der Sappeure nur auf der linksrheinischen Seite, also bei uns, zu finden ist?

 

Unsere Heimat war oft Schauplatz kriegerischer Geschehen, so der 30-jährige Krieg und nach dem 30-jährigen Krieg zog der französische König Ludwig XIV in Grevenbroich ein. Während des österreichischen Krieges im 17. Jahrhundert bezog ein Franzose mit seinem Regiment Lager bei Neuss. Bald danach brach der 7-jährige Krieg aus. Unsere Heimat wurde wieder Tummelplatz wilder Kriegsvölker: Preußen und Hannoveraner unter Prinz Ferdinand von Preußen, die Franzosen unter General Clermont. Prinz Ferdinand schlug dann die Franzosen bei Krefeld. Die Franzosen zogen sich eiligst an die Erft zurück. Ein Teil nahm Lager bei Kloster Frauweiler und auf dem Welchenberg.

 

Prinz Ferdinand folgte ihnen und errichtete in Schloss Dyck, später in Grevenbroich sein Hauptquartier. Somit zogen die Franzosen von Frauweiler nach Langwaden. Das Kloster wurde Hauptquartier des französischen Kommandanten. Kurz darauf waren alle Höhen zwischen Jüchen und Orken-Elsen von einer preußischen Abteilung besetzt. Die preußischen Husaren streiften sogar bis an die Erft und plänkelten mit der französischen Vorhut. Der Prinz folgte mit dem Hauptheer von Neuss über Kapellen, Hemmerden und bezog in Bedburdyck sein Lager. So standen sich beide Heere drei Tage gegenüber, nur durch die Erft voneinander getrennt, ohne dass einer es wagte, das sumpfige Erft Tal zu durchschreiten. Der Herzog beschloss den Abmarsch an die Maas. Er hatte sich zuvor, von einer Kavallerieeskorte begleitet, weit über den Vorposten hinaus, nach St. Leonhard begeben und war hier nur stark einen Kanonenschuss weit vom feindlichen linken Flügel entfernt.

Die Aufklärung ergab, dass der Feind in seiner Stellung auf dem Hügelkamm bei Frimmersdorf unangreifbar war, da der Übergang durch die Brücke an der Erft unmöglich war. Nach dem 7-jährigen Krieg folgten 30 Jahre Frieden.

 

Infolge der Hinrichtung König Ludwigs XIV kam es zum Krieg zwischen Österreich, Preußen und dem revolutionären Frankreich. Die Verbündeten Österreich und Preußen mussten nach anfänglichen Erfolgen den Rückzug antreten. Dadurch fielen das heutige Belgien und schließlich die gesamte linke Rheinseite an die Franzosen.

 

20 Jahre dauerte die französische Besatzung. Dann ausgelöst durch die Freiheitsbewegung und den Schlachten von Ferdinand Baptista von Schill mit seinem Husaren Regiment und nach der Hinrichtung der Schill‘schen Offiziere zu Wesel wurde dem preußischem König klar, dass der Befreiungsschlag erbracht werden muss. Im Dezember 1813 kamen die ersten preußischen Truppen und Kosaken an die Erft. Endlich schlug die Stunde der Befreiung. Zwei Jahre später fand in Aachen das Huldigungsfest für den König von Preußen statt. Es folgte eine lange Zeit des

Friedens für unsere Heimat.

 

Mit diesen Ausführungen wäre der Beweis erbracht, dass die Sappeur-Uniform aus Frankreich stammt und von dort durch die verschiedenen Kriege an den Rhein kam. Diese Uniform und die Positionen der Sappeure fand nun Einzug in unserer Armee. Diese setzten sich als Pioniere fort und kommen noch heute als Eliteeinheit zum Einsatz.

 

Es ist eine Ehre, diese Uniform zu tragen. Und daher wird diese auch ständig im Zug der Schillhusaren in Merbeck zu sehen sein.